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Gemeinde Heilig Geist

Gemeinde Heilig Geist: Interview mit Pastor Dr. Wolfgang Seegrün zum 80. Geburtstag im 50. Jubiläumsjahr von Heilig Geist

Eingereicht von et am 21. Mär 2014 - 12:07 Uhr

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Viele Georgsmarienhütter kennen Sie, Herr Dr. Seegrün, aber wenn man jetzt einen fragen würde, wann Sie nach Oesede gekommen sind?
- Als die Heilig Geist Kirche gebaut wurde, da war ich in Gelting in Schleswig-Holstein, hatte eine kleine Pastorenstelle und studierte in Kiel Geschichte, Kirchengeschichte und Soziologie. Ich habe in Geschichte promoviert. 1966 wurde ich dann Pastor in Hilter. In Oesede war damals Dr. Suitbert Beckmann Pfarrer an St. Peter und Paul und Dieter Woldering Pfarrer an Heilig Geist. Dr. Beckmann war sehr angesehen und auch über die Gemeindegrenzen hinaus bekannt. Schon in Hilter kamen Gemeindemitglieder zu mir und fragten mich: "Was halten Sie davon, was Dr. Beckmann da auf der Kanzel gesagt hat?" 1969 wurde ich zum Dozenten für Kirchengeschichte und Bistumskunde am Priesterseminar in Osnabrück ernannt. Damals hatte ich gesagt, daß ich gerne noch nebenbei als Pastor in der Seelsorge in einer Pfarrei mitarbeiten möchte, aber nicht als Hauptverantwortlicher, und dann ergab sich, nach mehreren anderen Überlegungen, daß da in Heilig Geist jemand gesucht wurde - und eine annehmbare Wohnung am Kindergarten wurde mir auch angeboten. 1972 habe ich dann noch kommissarisch das Bistumsarchiv übernommen, kommissarisch, weil das Archiv noch nicht von der Registratur getrennt war und noch keine eigenen Räumlichkeiten hatte. Ich habe Generalvikar Ellermann dann trotzdem zugesagt, es zu verwalten. 1977, als Archiv und Registratur getrennt waren und das Archiv eigene Räume bekam, wurde ich zum Archivleiter ernannt.

Früher gab es ja mal eine "Heilig-Geist-Jugend". Wie ist diese entstanden, wer hat sie geführt und warum gibt es sie nicht mehr?
- Im Jahre 1971, ich meine, im Sommer, kamen zwei Mädchen zu mir, 16, 17 Jahre. Sie wollten gerne Kinderstufenarbeit im Jugendbereich machen. Ich sagte, das ist eine gute Sache, aber dann nicht nur die Mädchen. Dann besorgen wir uns noch zwei Jungs dazu. Und bald treffen wir uns, an einem bestimmten Abend und überlegen, wie wir das machen, was wir machen - und ihr macht die Arbeit - und ich bin dabei. Das war ein guter Anfang. Das Geld dafür kam aus einem Nebenverdienst von mir. Ich gab damals Unterricht bei den Pflegekräften, der wurde eigens vergütet. Das bekam dann die Kassenführerin, ohne daß davon irgendwelches Aufsehen gemacht wurde. Das war die Heilig-Geist-Jugend. Die kam dann ganz gut in Gang und bestand bis 2005, wenn ich mich jetzt nicht irre. Sie ist nicht an ihrem pädagogischen Konzept oder an irgendetwas sonstigem gescheitert, sondern es gab einfach nicht mehr genug Kinder! Damals waren es noch ungefähr so um die 60-70 Erstkommunionkinder 1970/71 - man kann ja in die Statistik mal reingucken - und nachher waren es noch 20/30. Es ist klar, dass der Bedarf für so etwas immer weniger wurde. Die Pfadfinder waren auch da und die Jugendarbeit lief dann bei den Pfadfindern. Das sind ganz überprüfbare und wertneutrale Gründe, die zur Aufgabe führten. Geführt hat sie ein Kreis, die "AG", eine Arbeitsgemeinschaft. Einen "Führer", einen Leiter, hat es nicht gegeben.Darauf hat man bewusst verzichtet und stattdessen eine "reflektierende Gruppe" gebildet, die dann die Aufgabe der Leitung übernommen hat. Also: Die Gemeinschaft der Gruppenleiter hat die Heilig-Geist-Jugend geleitet. Aus dieser Gruppierung sind Menschen hervorgegangen, die tüchtig sind im Beruf und die bis heute in der Gemeinde aktiv dabei sind. Auch Meßdiener waren dabei, aber das ist nicht deckungsgleich. Es wurden Gruppenstunden gehalten, Freizeiten angeboten, in den ersten Jahren waren es sogar zwei Freizeiten im Jahr, eine für die Älteren und eine für die Jüngeren. Diese Freizeiten waren sehr beliebt. Auch haben sie bunte Abende gestaltet, das war sehr schön: Also eine normale Jungendarbeit. Es gab damals auch Siskotheken in dem Saal unter der Heilig Geist-Kirche. Das war aber keine Sache der Heilig-Geist-Jugend selbst, sondern, da war ein eigenes Team.

Von Pastor Woldering wissen wir, dass sein "Hauptthema" die Schrecken des Nazi-Regimes sind, die nicht in Vergessenheit geraten sollen. Welchen Schwerpunkt haben Sie, was liegt Ihnen besonders am Herzen?
- Schwer zu sagen. Die normale Gemeindearbeit. Und wie gesagt: Die Jugend! Mit der Jugend zusammen zu sein. Die habe ich aber nicht geleitet, sondern begleitet. Wichtig ist mir die Mitarbeit als Präses bei der Katholischen Arbeitnehmer Bewegung ( KAB ). Menschenwürde vorzuleben und Gerechtigkeit einzufordern ist notwendig in unserer berechnenden Zeit.

Wie sehen Sie die weitere Entwicklung der Pfarreiengemeinschaft? Stichwort: Gemeinsamer Pfarrgemeinderat...
- Wenn eine Gemeinde sich dafür entscheidet, mit einem eigenen Pfarrgemeinderat in die Zukunft zu gehen, dann muss sie das auch machen und entsprechend gestalten. Meine Ansicht, die ich auch schon anderweitig kundgetan habe, lautet: Man sollte rechtzeitig klug sein! Und sich rechtzeitig auf eine veränderte Situation, die wahrscheinlich eintreten wird, einstellen. Und den gemeinsamen Pfarrgemeinderat, in der ja neulich dargestellten Form, differenziert in Aufbau und Arbeit einrichten. Das ist meine persönliche Ansicht. Es muß ja nicht so kommen. Es kann auch anders kommen... Ich würde das auch nicht nur so von dem rein zeitlichen Arbeitsaufwand abhängig machen, denn ein PGR aus vier Gemeinden wird sicher mehr Koordinationsaufgaben erfordern als die Mitarbeit des Pfarrers in einzelnen Pfarrgemeinderäten, was er ja zeitlich gar nicht kann. Das eine könnte belastender sein als das andere. Denn der "große" PGRhat dann auch mehr Kompetenzen als der Kooperationsrat. Was den Schwerpunkt in der Gemeinde angeht: Ich habe in der ersten zeit versucht, viele Besuche zu machen. Besuche bei den Gemeindemitgliern und Familien. In der ersten Zeit ging das noch, als die Aufgaben in Osnabrück dann aber immer mehr wurden, hab ich das nicht mehr ganz so geschafft. Aber in den ersten paar Jahren habe ich doch fast alle einmal besucht.

Wenn Sie aus Ihrem reichen Erfahrungsschatz den jüngeren einen Rat geben könnten, welcher wäre das?
- Immer richtig hingucken und hinhören! Wichtig war mir immer die Begegnung mit frommen und klugen Menschen und Christen, die an Glaube und Kirche trotz enttäuschender Erfahrungen festhielten. Denen bin ich gerne begegnet. Und das war nicht ganz selten... -

Herr Dr. Seegrün, wir danken Ihnen für das Gespräch und wünschen Ihnen für das neue Lebensjahr Gesundheit und Gottes Segen.