Mit welchen Augen lesen wir das Evangelium? Mit welchen Ohren hören wir Jesus sprechen? Wen und was machen wir aus Jesus? Eine ewig wachsame moralische Instanz, ständig mit erhobenem Zeigefinger unterwegs: „Als guter Christ solltest du eigentlich..., eine gute Christin müsste doch ...!"?
Das mag ein wenig übertrieben klingen, aber mir kommt allzu oft ein solches Bild Jesu entgegen. Ein zu klein angesetztes, das leicht ins Gegenteil kippen kann: Der immer liebe Gott. „Freu dich doch, Jesus liebt dich. Halleluja."
Jesus ist einer, der zum Leben einlädt - liebevoll werbend und tröstend einerseits, und mich mit klaren Worten auf die manchmal raue Wirklichkeit hinweisend andererseits. Beides führt zum Leben und zum Segen, für mich und für andere. Mir tut heute gut, dass Jesus eine tiefe Wahrheit des Lebens beim Namen nennt: Wenn ich meinem Leben, meinem Glück mit aller Gewalt nachlaufe, weil ich es möglichst hier und heute haben muss, dann wird mir bald die Luft ausgehen. Ich werde merken, wie ich in Atemlosigkeit und Unersättlichkeit gerate.
Wenn ich mit einem großzügigen, hingebenden, liebevollen Herzen an das Leben und die Menschen herangehe und mich dabei in den Dienst eines Größeren - des Größeren - stelle, werde ich viel gewinnen. Einen Geschmack, einen Duft, eine Ahnung vom erfüllten Leben (vgl. Mk 8,27 – 35).
Einen schönen Sonntag und eine gute Woche wünschen
auch im Namen des Pastoralteams
Reinhard Walterbach, Pastor, und Maik Stenzel, Kaplan
Sonntagsbrief vom 13. Sept. 09 [1]