Es erscheint mir kleinkariert zu denken, Jesu Versu-chungen wären die der egoistischen Sättigung seines Hungers nach Brot oder Macht gewesen. Sie waren, glaube ich, sehr viel subtiler, appellierten an sein Mitleid und Verantwortungsbewusstsein angesichts unsäglicher Not und menschenverachtender Politik.
Die Einflüsterungen kamen daher als Appelle an Caritas und soziale Gerechtigkeit: Du bist doch Gottes Sohn! Mach doch Nägel mit Köpfen! Warum nicht aus diesen Steinen Brot machen und damit die Hungernden sättigen? Warum nicht weltliche Macht ergreifen und die Tyrannen in die Knie zwingen zum Wohl der Völker? Ja, warum nicht? Denk an all das Gute, das du damit tun kannst! (Mt 4,1-11)
Jesus ringt mit diesen verführerischen, plausiblen Gedanken. Und weist sie dann entschieden zurück. Er macht sich klar: Es gibt einen tieferen Hunger des Menschen als den nach leiblicher Sättigung. Und der gewalttätigen Macht möchte er keine eigene gewaltsame Macht entgegen setzen, sondern die Macht Gottes, die Ohnmacht der Liebe.
Als Sohn Gottes widersteht er der Versuchung, sich an die Stelle des Vaters zu setzen, wie Gott zu sein und erweist und bewährt sich ganz als Sohn. Entschieden legt er sein Leben in die Hand des Vaters, und weigert sich noch einen Beweis dafür zu fordern, dass diese Hand ihn tatsächlich führt und schützt und trägt.

Einen schönen Sonntag und eine gute Woche wünschen
auch im Namen des Pastoralteams

Reinhard Walterbach, Pfarrer, und Maik Stenzel, Kaplan

• Sonntagsbrief vom 13. März 2011